kultur 

Der gestohlene Feldhüter

von Bernhard Gremler

Ein braver Mann aus dem Dorfe Alsleben brauchte einmal dringend und vor allem billig ein bißehen Kom für sein armes Vieh. Auf einem nahe gelegenen sehr großen Feld war der Weizen gerade abgemäht, war gebunden und aufge­stellt. Was würde es schaden, hier ein paar Bund mitgehen zu lassen? Doch die Stille der Nacht, in der er loszog, und ein mitgebrachter Strick verführten ihn dazu, mehr zu nehmen. Er band den Strick um einen ganzen Haufen aufge­stellen Korns, schnürte alles fest, lud sich die Last auf die Schultern und zog los. Doch oh Schreck, wie schwer konnte Stroh sein. Das war doch nicht mög­lieh, was er da zu schleppen hatte. War das Kom, war das_Blei? Er begriff es nicht. Ächzend und schweißgebadet erreichte er sein nahes Grundstück. In brennender Neugier löste er die Verschnürung, riß die Weizenbunde ausein­ander und erstarrte vor Schreck. Da war etwas drin, da hatte er etwas mitge­bracht von dem Weizenfeld nach Haus. Doch es war alles andere als eine Glücksfee. Es war der Feldhüter.