Ein gestörtes Schützenfest
von Brigitte Haberland
Der in dem Artikel über die Mühlstraße Nr. 1 genannte Stadtsekretär Apel sorgte 1835 für große Aufregung in Alsleben. Er hatte während des Königsschießens der Schützen im Gasthaus „Zur Post‘ ohne Erlaubnis Tanzmusik gehalten, wodurch sich die Schützen in ihrem Vergnügen außerordentlich gestört fühlten und „eine so genannte Gährung oder Gernütsaufregung unter ihnen entstand‘, besonders, als er seine Bernburger Hautboisten (Blasmusiker) ununterbrochen Trompeten-Geschmettere aus dem Fenster seines Gasthauses machen ließ. Außerdem hatte er angeordnet. „contrair“ (gegen) aus dem Fenster zu blasen, wenn die Bürgerfahnen vom Rathaus geholt bzw. wieder dorthin zurückgebracht würden, um die Schlützen und ihre Musik in ihrem Marsch zu stören. Augenzeuge wurde neben anderen davon auch der Bürgermeister, doch da Apel „unwohl“ geworden, konnte das Verhängnis erst einmal in aller Güte „gedämpft“ werden. Als aber die Hautboisten wieder erschienen und Apel sie ‚wie vor einer ächten Kneipe‘ vor der Haustür blasen ließ, was polizeiwidrig war, kam es erneut zu Aufruhr. Und als dann noch der durch einen Hauptschuss Schützenkönig gewordene Friedrich Reinecke, wie es üblich war zu seinem Hause mit Musik (Tambour, Trommeln usw.) geleitet wurde und die Musiker den üblichen langsamen Marsch spielten, ließ Apel „einen geschwinden Marsch“ anstimmen, um sie aus dem Takt zu bringen, worauf diese wütend umkehrten, um sich nun an Apel zu rächen. Die aufsichtsführende königliche Gendarmerie und der Führer der Schützen konnten dies mit Mühe verhindern, aber nun begab sich der Bürgenneister Sander persönlich in Begleitung der Gendarmerie zu Apels Haus, wo er diesen in einem, wie es hieß, „furieusen Zustand‘ (wütend, rasend) antraf. Er konnte Apel jedoch bewegen, die Musiker zu entlassen. Apel, nun ängstlich geworden, bat um polizeilichen Schutz und die Gendarmen sollten besonders nachts sein Haus kontrollieren, obwohl er, so die Meinung von Bürgermeister und Polizei, „polizeiwidrig gehandelt und so nach gar nicht würdig sei, ein Gastwirt zu sein.“