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Saalemühle Alsleben: Ein Silo für 10.000 Tonnen Getreide in Aken

26.11.2017 00:00:00 | Mitteldeutsche Zeitung | Sylke Hermann

Aken - Dieser Klotz kurz hinter der Hafeneinfahrt, eines der höchsten Gebäude in Aken, ist einfach nicht zu übersehen. Auch nicht, dass er seit Wochen schon eingerüstet ist. Das Dach wird saniert. Eigentümer ist die Saalemühle Alsleben. Sie nutzt das Silo, um die Getreidelieferungen von Landwirten der Region einzulagern. Weizen, Raps, Gerste, Hafer und Durum, Hartweizen also.

Für jede Getreideart gibt es im Inneren eine eigene Speicherzelle. Mit einem Fassungsvermögen zwischen 60 und 600 Tonnen. Die Zellen werden von oben über 32 Zuleitungen befüllt und sind derart angeordnet, dass der zur Verfügung stehende Raum nahezu optimal ausgenutzt wird.

Würde man die Stahlbeton-Zellen-Struktur ändern wollen, ginge das nur, wenn man das gesamte, ab 1938 gebaute Silo abreißen würde, erklärt der Akener Reinhard Busse, der hier seit Jahrzehnten schon arbeitet. Folglich braucht es eine gute Planung, wenn die Landwirte vorfahren, um ihre Lieferung loszuwerden.

Kein Korn wird ungeprüft in das Silo aufgenommen

„Wir bieten mit dem Silo eine Form der Zwischenlagerung und ersparen den Landwirten dadurch lange Wege“, sagt Nico Thurian, Mitglied der Geschäftsführung der Saalemühle. Mit rund 40 Landwirten gebe es Lieferverträge. Die meisten von ihnen kämen ganz aus der Nähe.

Einige von ihnen würden im Laufe einer Ernte nicht einmal drei Tonnen bringen. Doch auch mit diesen, für Mühlenmaßstäbe Kleinstmengen, kann man hier in Aken gut umgehen - und freut sich, dass die Lagerkapazitäten beansprucht werden.

Fahren die Landwirte mit ihrer Getreideernte am Silo vor, wird zunächst die Qualität der Lieferung analysiert. Kein Korn, betont Thomas Köhler, der für die Außenlager zuständige Mühlenmitarbeiter, werde hier ungeprüft angenommen. Dabei weiß er, dass die Qualitätskontrolle, bei der man unter anderem Feuchte, Protein und Sensorik betrachtet, nur stichprobenartig erfolgen kann

17 bis 20 Minuten bis 25 Tonnen Getreide eingelagert sind

Doch diese Viertelstunde, die man im Labor ungefähr benötigt, um die Güte und damit mögliche Vermarktungswege des Getreides einschätzen zu können, müssen sich die Landwirte nehmen - und sich so lange gedulden. Erst dann steht fest, in welche Speicherzelle das Getreide kommt.

Und dann braucht es ungefähr 17 bis 20 Minuten, schätzt Reinhard Busse, bis 25 Tonnen Getreide eingelagert sind. Über einen Drehrohrverteiler könne man die jeweilige Zuleitung für die gewünschte Zelle auswählen. Natürlich computergesteuert.

Einzig und allein die Qualität entscheide über den Lagerort, nicht die Herkunft, ergänzt Thomas Köhler. „Wir produzieren nicht einfach weißes Pulver, sondern viele verschiedene Mehlsorten“, erklärt Geschäftsführungsmitglied Thurian.

Insgesamt können hier in Aken rund 10.000 Tonnen Getreide lagern

Schon deshalb sei es unerlässlich, die einzelnen Getreidequalitäten zu bewerten und die Lieferungen, die hier zwischen Juni und August eintreffen, entsprechend zu sortieren. „Im Sinne des Endproduktes“, sagt Nico Thurian.

Insgesamt können hier in Aken rund 10.000 Tonnen Getreide lagern. Zurzeit ist das Silo noch gut zur Hälfte gefüllt. Das ändert sich praktisch täglich. Je nachdem, welche Mengen die Mühle, wo rund 200.000 Tonnen lagern, zur Verarbeitung abholt. „Das passiert nur nach vorheriger Anmeldung“, schildert Reinhard Busse. Spontan käme hier niemand vorbei, um ein paar Tonnen Getreide mitzunehmen.

Doch die Speicher, beobachtet er, leeren sich nun zum Jahresende zusehends. 46 Meter ist das Silo hoch - „mit Antenne“, sagt Reinhard Busse, und damit ungefähr 50 Zentimeter niedriger als der Wasserturm der Stadt. Die Türme der Marienkirche ragen 38 Meter in den Himmel.

Zur Geschichte: Premiere 1940

1940 ist im Silo die allererste Ernte aufgenommen worden. Ein Jahr später wurde der heute noch genutzte Fahrstuhl eingebaut. In der Mitte des Bauwerks befindet sich das Maschinenhaus, ringsum sind Speicherzellen unterschiedlicher Größe angeordnet.

Die Struktur besteht in der Form von Anfang an. Die komplette Annahme ist im Jahr 1999 umgebaut und kürzlich das Labor gemalert worden. Zurzeit gilt die Aufmerksamkeit noch dem sturmgeschädigten Dach, das zudem stellenweise undicht gewesen ist und seit Ende Oktober saniert wird. Allein fünf Wochen dauerte es, das Gerüst aufzubauen.

Mit über 100 Mitarbeitern verarbeitet die Saalemühle pro Tag circa 1.300 Tonnen Weizen bzw. Durum. Mehr als 200.000 Tonnen Lagerkapazität hat die Mühle direkt am Produktionsstandort Alsleben (Salzlandkreis). Die Kunden kommen vorwiegend aus der Lebensmittelindustrie. Es werden Produkte nach mehr als 100 verschiedenen Rezepturen produziert.

(mz) – Quelle: https://www.mz-web.de/28949418 ©2017